Grundwerte

Die durch den Menschen verursachte Klimakrise und der Verlust der Biodiversität sind die größten und existenziellste Bedrohungen unserer Zeit. In den kommenden Jahren drohen durch unseren Umgang mit der Erde und dem Klima entscheidende Kippunkte erreicht zu werden, die unsere Handlungsmöglichkeiten zur Bewältigung der Krisen drastisch verringern werden. Ein sofortiges und zielgerichtetes Umsetzen effektiver Maßnahmen zum Schutz unserer Lebensgrundlagen und ein wirtschaftlich überlegter Umgang mit den begrenzten Ressourcen unseres Planeten ist daher unerlässlich und bildet den Kern unserer gemeinsamen Organisation. Dazu haben wir folgende Grundwerte als Basis unseres gemeinsamen Handelns formuliert:

Anerkennung der Krisensituation und der Notwendigkeit sofortigen Handelns

  • Als Klimakollektiv erkennen wir die multidimensionale Krise aus klimatischen, biologischen und sozialen Veränderungen als potentiell existenzielle Bedrohung der menschlichen Zivilisation. Diese Bedrohung ist in Teilen bereits Wirklichkeit geworden und äußert sich auf allen Kontinenten unterschiedlich deutlich. Entsprechend orientieren sich unsere politischen Ziele an sofortigen und tiefgreifenden politischen Umwälzungen zu ihrer Bewältigung überall auf der Erde zum Wohle aller Menschen und Tiere.

Anerkennung der historischen und globalen Verantwortlichkeit

  • Wir stehen als Klimakollektiv zu den Prinzipien der Klimagerechtigkeit. Die heutige Situation ist Folge eines langen historischen Prozesses der weltweiten Industrialisierung über mehrere Generationen. 
  • Wir verfügen heute durch Wissenschaft und Forschung über die notwendigen Kenntnisse zu bisher geleisteten und noch zu erwartenden Entwicklungen und wir haben die Verantwortung und die technischen Fähigkeiten, Fehlentwicklungen zu korrigieren. 
  • Die Klimakrise ist Symptom einer wechselseitigen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft und daher kein rein technisch lösbares Problem. Dies bedeutet, dass für die notwendigen gesellschaftlichen Transformationen große gesellschaftliche Veränderungsprozesse erforderlich sind. Das Klimakollektiv setzt sich für gerechte und rücksichtsvolle Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene ein, die sich den Menschen zuwenden und sie mitnehmen will.

Anerkennung der Wirtschafts- und Lebensweise als maßgebliche Krisenursache

  • Die auf dem Ziel der Profitgenerierung und damit auf der Notwendigkeit eines zunehmenden Ressourcenverbrauchs begründete Wirtschaftsweise ist zentrale und in ihrer Struktur zwangsläufige Ursache der Ausbeutung von Mensch und Natur. In ihrem derzeitigen Ausmaß basiert sie auf der Verfügbarkeit billiger fossiler Energieträger, die hauptverantwortlich für die Klimaerwärmung sind. 
  • Als Klimakollektiv stehen wir für die Gemeinwohlorientierung aller wirtschaftlichen Tätigkeit. Die Begrenztheit der regenerativen und nichtregenerativen Ressourcen unseres Planeten erfordern  eine entsprechende  Neuausrichtung hin auf eine  Kreislaufwirtschaft, den sparsamen Umgang mit verfügbaren Ressourcen und  die Einhaltung der planetaren Grenzen.

Notwendigkeit die Zerstörung der Ökosysteme  zu beenden

  • Der mit der fortschreitenden Zerstörung von Lebensräumen einhergehende  Ökozid ist als Bestandteil dieses Wirtschaftssystems der daraus resultierenden Lebensweise zu betrachten. Dies trägt dazu bei, dass zunehmend die noch verbliebenen ökologischen Systeme ausgebeutet und vernichtet werden, das Artensterben beschleunigt voranschreitet und dass diese Konsumgesellschaft zur zunehmenden Vermüllung unseres Planeten beiträgt. 
  • Zentrale Grundhaltung einer klimagerechten Gesellschaft ist ein von Grund auf neues Verhältnis zwischen Mensch, Tier und Natur. Dem nicht menschlichen Leben müssen Wertschätzung und annährend gleiche Rechte zugestanden und entgegengebracht werden.

Förderung demokratischer Beteiligung und politischer Verantwortlichkeit

  • Die Überrepräsentation von finanziellen und wirtschaftlichen Einzelinteressen im politischen Entscheidungsprozess und deren unzureichende Kontrolle ist eine der Hauptursachen der krisenhaften Entwicklung, sowohl auf ökologischem als auch auf sozialem Gebiet. Die Dynamik der Klimakrise als geophysikalischer Prozess entzieht sich den gewohnten Formen politischen Interessensausgleichs. Um die Verantwortlichkeit und Tragfähigkeit politischer Entscheidungen zu stärken, müssen die Beteiligung der Menschen und die Transparenz politischer Entscheidungen gefördert werden.

Soziale Sicherheit als Grundlage für jede Veränderung

  • Um den Menschen die Freiheit zu verantwortungsvollem Handeln zu ermöglichen, ist eine grundlegende wirtschaftliche und soziale Absicherung erforderlich.  Freiheit von Existenzangst und wirtschaftlicher Ausbeutung ist die Grundlage, auf der neue Formen wirtschaftlicher Organisation, gesellschaftlicher Teilhabe und eine nachhaltige Lebensweise angegangen werden können.

Neubewertung von Arbeit

  • Neben der Erwerbsarbeit leisten die Menschen in unserer Gesellschaft auch Fürsorge- und Betreuungsarbeit (sog. Care-Arbeit), ohne die die Wirtschaft nicht existieren kann, die aber größtenteils nicht entlohnt wird. Diese Form der Arbeit ist genauso wie das Engagement für Umwelt, Natur und Tiere jedoch wichtig für Zusammenhalt und Entwicklung einer Gesellschaft und ihre soziale Stabilität. Daher müssen Care-Arbeit und andere Formen des Engagements für die Gemeinschaft zeitlich und finanziell anerkannt werden.

Notwendigkeit einer weltweiten Verständigung und Zusammenarbeit

  • Die Klimakrise ist eine globale Herausforderung und kann deshalb auch nur in einer gemeinsamen Völkerverständigung gelöst werden. Als Klimakollektiv lehnen wir jegliche Form einer Konflikte und Krieg beschwörenden Rhetorik ab. Wir stehen für eine Politik der friedlichen Konfliktlösung, Völkerverständigung und des kulturellen Austauschs und sind überzeugt, dass progressive Gesellschaftsmodelle mehr Strahlkraft zur Veränderungen besitzen als Drohungen, Sanktionen oder militärische Interventionen. 
  • Wir streben die Transformation der Gesellschaft hin zu einer Kultur der gegenseitigen Achtung und Anerkennung an, die auf der Grundlage eines humanistischen Weltbilds steht und Menschen weder nach ihrer Herkunft, Kultur, Religion oder Aussehen bewertet. Formen politischer Zwangsausübung, Bedrohung und Unterdrückung sind mit einem friedlichen Zusammenleben unvereinbar. Daher lehnen wir autoritäre, faschistische, rassistische, nationalistische, völkische, neokolonialistische und technokratische Vorstellungen ab. 

Digitalisierung im Dienst der Menschen

  • Digitalisierung schafft neue Möglichkeiten in Hinsicht auf die Erleichterung von Arbeit und Organisation, einen sparsamen Umgang mit Ressourcen oder Vernetzung und Austausch der Menschen. Aber sie birgt auch die Gefahr einer totalitären Überwachung, der Einschränkung von Grundrechten und der gesellschaftlichen Polarisierung. Wir verfolgen eine kritische Beurteilung digitaler Technologien hinsichtlich der Wahrung von Persönlichkeitsrechten, dem Schutz persönlicher Daten und der Verhinderung von Manipulation und gesellschaftlicher Fragmentation. Die Entstehung neuer Abhängigkeiten und Machtkonzentration muss verhindert werden.
  • Digitalisierung muss wie jede technologische Entwicklung für eine realistische Kosten-Nutzen-Abwägung kritisch auch in Bezug auf ihren Energieverbrauch, ökologische Auswirkungen der Rohstoffgewinnung und gesellschaftliche Auswirkungen begleitet werden.  und daher in ihrem notwendigen Einsatzbereich zu betrachten.